[01.07.2005]

Dear visitor: Welcome to this ancient website. Please be aware of its increasing age. For the moment, the owner's focus is more on the "offline" real life, and his official site is at luzi.schucan.com.

Geschätzte Leserin: Nehmen Sie sich gerne die Freiheit, sich hier umzuschauen. Bitte berücksichtigen sie aber das immer höhere Alter der Inhalte. Die Aufmerksamkeit des Besitzers konzentriert sich momentan mehr auf die reale Welt, und seine offizielle Seite finden Sie unter luzi.schucan.com.


[first level]

Kugelfisch

text
picture
link
about

email contact


[second level] 21.11.02

Meine Texte

Einleitung

Buchrezensionen

Einleitung
Viktor Frankls Sinn
Maliks Management
Drucker's Adventures
Viability of Beer
Hasler in Brasilien

Ideen

Einleitung
Freier Markt
Kybernetik
Lebensphasen
Frühinternet
Besserwisserei
First Thoughts

[third level] 11.11.02

Je früher, desto besser?

Kommentare zur Diskussion um die Einführung von Internet in den ersten Schuljahren

In den vergangenen Jahren und einhergehend mit der Internet- und IT-Euphorie wurde die Einführung von Computer und Internet an Schulen in weiten Teilen des Landes und der Welt zu einem Politikum. Dies ist ein Plädoyer gegen die Eile, sie in frühestes Kindesalter zu schieben.

Dieser Beitrag soll so gehalten sein, dass aus dem Text auch Strategien herleitbar sind, die Einführung wenigstens vernünftig zu gestalten, wenn sie denn doch schon beschlossene Sache ist. Ich werde zur Argumentation unter anderem auf das Ideengut der Kybernetik und des hoffentlich gesunden Menschenverstands zurückgreifen, versuche aber, die verwendeten Begriffe und Konzepte immer gleich zu erklären.

Ich bespreche hier die Situation in unserer Gesellschaft. Die Argumentationslinien würden sich anders hinziehen, wenn man in Kulturen eindringen würde, wo vielleicht die Indoktrination und Diktatur der lokalen Interessen durch die frühe Auseinandersetzung mit anderen Sichtweisen abgefedert würde.

Zum Einstieg eine Parallele

Vergleiche ich das Bündel Computer-Internet mit dem alten Bündel Schreibmaschine-Fernseher, so kann ich zusammenfassen:

Wem wäre je in den Sinn gekommen, zweiteres möglichst früh in die Schulkarriere einzubauen? Die Schreibmaschine ist (war) zwar ein Instrument, mit dem man "schöner" schreiben kann (konnte), aber es war damals noch allen klar, dass junge Menschen zuerst buchstabieren, dann schreiben, und dann Vernünftiges schreiben lernen müssen. Und dass die Benützung des Tools "Schreibmaschine" für junge Erwachsene - gegen Ende der Schulzeit - oder gar Erwachsene vergleichsweise einfach erlernbar ist. Das wichtige war also, in jungen Jahren den kreativen und inhaltlichen Teil zu fördern, und dann später die Form noch zu perfektionieren. Und da sprach niemand davon, dass die Kinder zu Ewig-gestrigen würden, wenn sie nicht schon in der ersten Klasse das Zehnfingersystem erlernen.

Um die andere Flussrichtung zu berücksichtigen, kann man dann das Internet als Informationsquelle mit dem Fernseher vergleichen. Ein Gerät, dessen Bedienung man in der Grundschule lehren soll? Die Geschichte zeigt uns doch, dass dies von zuhause gelernt wird und schon von selbst nicht zu kurz kommt.

Wie soll es denn gehen?

Ein Abstecher in die Kybernetik lehrt mich, dass das Grosse im Kleinen geschieht, und dass sich die Komplexität der beiden interagierenden Systeme entsprechen soll.

So muss die Komplexitätsfähigkeit des Schülers bei der Wahl der Komplexität des Lehrinhalts berücksichtigt sein. Wird dies getan, lehrt man Gedanken- und Verarbeitungsprozesse, welche dann mit fortschreitendem Alter und wachsender Erfahrung leicht an entsprechend grössere Komplexität angepasst werden können.

Konkret heisst das, dass Kinder, welche gerade knapp schreiben und lesen können, lieber wertvolle und vom Erzieher kontrollierbare Qualitätsprodukte vorgesetzt bekommen sollen. Lachen muss ich über die Paranoia um die Kontrollierbarkeit von den Click-Wegen der Kleinen. Wo dann allerlei Blockiersoftware gekauft und abonniert wird, die dann notorisch veraltet und umgangen wird. Und dabei kann man den "gefährlichen" Computer einfach durch echte Papierbücher ersetzen, bei denen die Kontrolle perfekt ist, man durch das Gewicht des Objektes auf der Hand einen Wert spürt und durch das Umblättern der Seite den Prozess des Lesens oder Anschauens "hautnah" und physisch erlebt.

Das Argument, Kinder müssten das Internet zum Recherchieren kennenlernen, ist absolut haltbar. Aber eben mit Ende Schulzeit! Vorher geben ein angeschafftes mehrbändiges Lexikon - das billiger ist als ein einziger PC -, aufzubauende persönliche Kontakte und sonstige Recherchearbeit mit physischen Mitteln bei weitem genug her für den heranwachsenden Geist. Die Bewältigung der Komplexität von den Inhalten des uneingeschränkten Internets, und vor allem die Gewichtung und Beurteilung der Quellen und das Gespür  für deren Bonität übersteigt bei weitem die Fähigkeiten und die Bedürfnisse des Kindes. Es soll eben lieber von der Erziehenden Person lernen, was gute Inhalte sind, und zwar lieber schwarz auf weiss als Pixel neben Pixel.

Sicher bemerkt muss auch noch werden, dass - absolut natürlicherweise, und ohne dass das "peinlich" sein soll für die Betroffenen - viele Erziehende selber nicht auf der Höhe der hier besprochenen technischen Tools sind. Und das eben vielleicht genau deswegen, weil sie sich Qualität gewohnt sind und kein Interesse an Datenmüll haben.

Warum denn doch?

Hinter der Lobby für die frühest-mögliche Einführung von Computer und Internet steht immens viel Kommerz. Einerseits die ganze Ausstattergilde - Netzwerkbetreiber, Computer- und Softwareanbieter mit all ihren Vasallen, sprich Vertreibern und Investoren -, die hier nicht nur guten Absatz, sondern auch sehr günstige und effektive Werbung platzieren können, und andererseits eine durch Medienschaffende repräsentierte Gesellschaft, die in den letzten Jahren alles Glück, allen Fortschritt und allen Reichtum im Vorantreiben von Informatik sah (und hoffentlich nicht mehr so ausschliesslich sieht). Da die ganze Technologie, um die es ja eigentlich geht

Ich möchte keiner Erzieherin und keinem Erzieher unterstellen, er oder sie würde die unkontrollierte Verwendung von Computer und Internet einführen, um der erzieherisch wichtigen (wichtigsten?) Aufgabe auszuweichen, die Auswahl der Inhalte und die Verantwortung für gelernte Werte zu tragen. Und trotzdem sehe ich da ein vielleicht verheimlichtes Argument der Lobby. Ganz im Sinne der tollen Sache mit dem Fernseher, der einem die schreienden und erwartungsvollen Kinder vom Leibe schafft, indem er ihren Appetit auf Sinneseindrücke stillt.

Kompromiss

Wie soll ich umgehen mit dem gefassten Entschluss für die frühe Einführung? Was machen mit Schulkindern am Computer und im Internet? 

Wenn denn die Einführung doch schon beschlossene Sache ist, ergibt sich daraus für die Verantwortlichen eine sicher lehrreiche und grosse Herausforderung. Denn was einfach ist bei der Auswahl relevanter, guter und spannender Bücher, ist im digitalen beliebig komplex.

Sicher würde es zum Anfang helfen, ein lokales Netz zu verwenden. Also ohne externe Internetverbindung, sondern mit selbst heruntergeladenen oder gar selbst geschaffenen Inhalten auf dem lokalen Rechner oder für interessierte Lehrkräfte gar auf einem lokalen Server. Da ist die Kontrolle faktisch immer noch gleich gross wie im Zeitalter davor, doch die "zu erlernenden Fähigkeiten" wie "auf Link klicken" können trotzdem schon gelernt werden. Jedoch ist der Aufwand wahrscheinlich für die Verantwortliche einiges grösser als bei herkömmlichen Medien - v.a., wenn es sich auch für sie selbst um ein neues Medium handelt, in das sie sich noch einarbeiten muss.

Später gibt es wohl keine gross andere Wahl, als dem heranwachsenden Individuum ein gesundes Set an Ansprüchen und Wertvorstellungen mitzugeben, das es ihr erlaubt, selbständig durch die Wild- und teilweise Ödnis des weiten Internets zu pirschen. Ganz konkret hilfreich ist dann auch eine gut zusammengebaute "Einstiegs- oder Startseite", die mit ein paar guten Mehrwertlinks die Recherche und das Selbststudium in die richtige Richtung ankickt.

Und all dies muss begleitet sein von einer ständigen und aufmerksamen Supervision, einer regelmässigen Gelegenheit, gesehenes und gelesenes zu hinterfragen und zu besprechen, um eben das Urteilsvermögen zu schärfen.


© 2002-2004 Luzi Schucan-Wernli | kugelfisch@gmx.net



Internet Search with Google:
...or with AllTheWeb: